Vernetzungstreffen der Solawi-Genossenschaften 2025
Vernetzungstreffen 2025: Gemeinschaft, Ideen und Inspiration bei DIE KOOPERATIVE eG
Vom 12.–14. September 2025 trafen sich rund 50 Teilnehmende aus Solidarischer Landwirtschaft (Solawi) und systemunterstützenden Organisationen bei DIE KOOPERATIVE eG in Frankfurt am Main. Ziel war es, sich auszutauschen, voneinander zu lernen und neue Impulse für die gemeinsame Arbeit zu gewinnen.
Dieses Mal waren von uns Veronika, Judith und Freddy dabei – und wir knüpften an unsere Erfahrungen früherer Treffen an: 2018 beim Kartoffelkombinat in München und 2024 bei der Solawi Jolling eG.
Werte, die verbinden
Trotz der Vielfalt der Betriebe verbindet uns alle die gleiche Grundhaltung:
Gemeinschaftlich und selbstorganisiert Gemüse anbauen, getragen von Bürger:innen.
Autarkie, Resilienz und Selbstwirksamkeit aufbauen – und das inmitten einer Gesellschaft, die auf Solidarität und Zusammenarbeit setzt.
Biovegan wirtschaften, um Tiere nicht auszubeuten und unsere Landwirtschaft nachhaltig zu gestalten. Dieser Ansatz wird zwar von vielen, aber nicht allen geteilt. es gibt Solawis die zum Beispiel auch Eier vertreiben. Dennoch verbindet uns viel viel mehr, als uns trennt.
Es ist beeindruckend zu sehen, wie viele Menschen aus der Zivilgesellschaft sich dafür engagieren, regionale Versorgungsstrukturen aufzubauen und Verantwortung für ihre Lebensmittelproduktion zu übernehmen.
Ein Blick hinter die Kulissen von DIE KOOPERATIVE eG
Vor Ort konnten wir uns die Flächen von DIE KOOPERATIVE eG anschauen und den praktischen Gemüseanbau erleben. Solche Einsichten aus dem Alltag anderer Genossenschaften sind wertvoll, um den eigenen Betrieb pragmatisch weiterzuentwickeln.
Input & neue Ideen
Neben Vorstellungsrunden gab es spannende Vorträge:
Sachbezug als Chance: Unternehmen könnten ihren Mitarbeitenden Gemüse im Wert von bis zu 50 € steuerfrei als Sachbezug anbieten. Anstatt dass Arbeitnehmer:innen dieses Geld aus versteuertem Einkommen zahlen, könnten Arbeitgeber das Gemüse direkt finanzieren. Wir finden diese Idee großartig und suchen Genoss:innen, die das mit ihren Arbeitgebern testen möchten – vielleicht sogar mit Abholstationen oder Obstlieferungen an den Arbeitsplatz.
Beratung & Förderung: Die innova eG stellte Genossenschaftsberatung vor (sie hatte uns bereits 2018 unterstützt) und veröffentlichte PlantAge damals in der Zeitung Contraste. Zwei Teilnehmende aus Eberswalde planen, sich auf Fördermittel- und Solawi-Beratung zu spezialisieren – hier bleiben wir in Kontakt.
Inspirierende Beispiele: Aus Brandenburg waren die Spörgelhof-Genossenschaft, die Ernteunion Ost und der Bauerngarten Berlin vertreten. Max vom Bauerngarten erzählte, wie er mehrere Standorte aufgebaut hat, an denen Menschen selbst gärtnern können.
Besonders inspirierend war ein Vortrag zu Hansalim: In Südkorea haben sich über 800.000 Haushalte und tausende Erzeuger:innen zu einer selbstverwalteten Struktur zusammengeschlossen, um eine genossenschaftliche Selbstversorgung aufzubauen. Dieses Beispiel hat uns tiefe Einblicke gegeben, wie groß und wirksam solche Zusammenschlüsse werden können, wenn viele Menschen gemeinsame Werte teilen.
Unser Traum ist es, zusammen mit anderen Solawis und Initiativen in Deutschland und Europa eine ähnliche Struktur zu schaffen – eine breite, solidarische Versorgungsgemeinschaft, die ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig Lebensmittel erzeugt und verteilt.
Resilienz & Zukunft
Ein Workshop widmete sich dem Thema Klima-Kollaps und Resilienz: Was passiert, wenn Versorgungsstrukturen wegbrechen – und welche Rolle können Solawis dann spielen? Das Treffen machte deutlich, dass genossenschaftliche Lebensmittelversorgung aus Verbraucherhand ein starkes Modell für Krisenzeiten ist.
Auch das Thema Waldgärten tauchte immer wieder auf: Patrick von Grüne Neune berichtete von Plänen, stärker auf Dauerkulturen wie Obst- und Nussbäume zu setzen, anstatt sich nur auf Gemüse zu konzentrieren.
Herausforderungen & Wünsche
Viele Solawis ringen damit, ihre optimale Betriebsgröße zu halten und neue Mitglieder zu gewinnen. Der Wunsch nach einem Handbuch mit Best Practices – von Events über Vertragsgestaltung bis zu Preismodellen – wurde mehrfach geäußert.
Für uns bleibt klar: Unsere Gemüsevielfalt ist einzigartig und regional nicht mit dem Supermarkt vergleichbar. Preislich können wir mit großen Ketten nicht konkurrieren – und wollen es auch nicht. Unser Mehrwert liegt in der Sinnhaftigkeit gemeinschaftlicher Versorgung und in der Verantwortung, die jede:r Einzelne für die eigene Lebensmittelproduktion übernimmt.
Unser Fazit
Das Vernetzungstreffen war nicht nur fachlich bereichernd, sondern auch ein Ort vieler Begegnungen: alte Bekannte, neue Weggefährten, inspirierende Gespräche. Die Bewegung lebt von Menschen, die Dinge selbst in die Hand nehmen, experimentieren und Wissen teilen.
Wir fahren mit neuen Kontakten, Ideen und Energie nach Hause – und freuen uns darauf, die Impulse in unsere Arbeit einfließen zu lassen.