Vorstellung von Gärtner Daniel

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Vorstellung von Daniel

Gärtner bei PlantAge seit Januar 2021


  1. Was hat dich zu PlantAge gebracht?

Ich habe das Vorhaben das hinter PlantAge steht schon früh mitbekommen und mich sehr darüber gefreut, dass sich für Berlin eine bio-vegane Solawi gründen wollte. Witzigerweise saßen wir 2015-2016 im Berliner Koordinierungskreis des Bio-Veganen Netzwerks im damaligen VEBU-Büro in der Genthiner Str. zusammen und haben uns den Kopf darüber zermartert, wie wir ein solches Angebot installieren könnten. Kurze Zeit kamen Judith und Freddy daher und haben das angeschoben. Ich war damals nicht in Berlin wohnhaft und hatte auch andere Dinge zu tun, daher konnte ich mich da noch nicht einbinden. Aber ich bin dann später Crowdfunder Number One geworden und hab die Entwicklung, die bei PlantAge ihren Lauf nahm immer mit Wohlwollen und mit steigender Begeisterung wahrgenommen.
Zuletzt war ich dann nach einem weiteren Wohnortwechsel nach Nürnberg und einer job- und lebensumfeld-bedingten Depression wieder einmal an dem Punkt, mein Leben neu zu strukturieren. Eigentlich war mein Plan gewesen, work and travel zu bioveganen Betrieben auf der ganzen Welt zu machen und darüber zu berichten, insbesondere aus Regionen, wo Veganismus noch nicht gesellschaftlich angekommen ist. Das hat mich sehr gereizt, aber dann kam Corona und es war klar, dass ich diese Idee erstmal auf Eis legen muss. Die Stelle als Gärtner:in war da schon seit bestimmt acht Monaten ausgeschrieben und eine Berliner Freundin hat mich ermuntert mich zu bewerben. “Du gehörst einfach aufn Acker, dann geht es dir auch wieder besser, davon bin ich überzeugt”, schrieb sie mir. Ich hab mich dann getraut und es war ein bisschen wie Liebe auf den ersten Blick, denke ich, beidseitig, hoffe ich.
Ich war dann zum Bewerbungsgespräch hier, saß mit der Bande am Feuer (Earthling Ed war gerade zu Besuch gekommen) und es hat sich gut angefühlt. Tags darauf sind Freddy und ich dann noch darauf gekommen, dass er es war, der sich vor 5 oder 6 Jahren bei mir gemeldet hatte, weil er in Berlin was mit bioveganer Landwirtschaft starten wollte. Da schloß sich also der Kreis.

 

  1. Wie stehst du zu bioveganem Anbau?

Hinter dem Konzept der bio-veganen Landwirtschaft stehe ich voll und ganz. Vegan wurde ich im Ökolandbau-Studium und vegane Freund:innen, mit denen ich studierte, haben das Thema aus Großbritannien und Österreich an unseren Fachbereich gebracht. Ich war damals noch nicht so drin, aber definitiv interessiert. Aber ich hab mich damals auch sehr mit dem Thema “Tiere als Zugtiere in der Landwirtschaft” begeistert, wir hatten ein Wahlfach das hieß “Tierische Anspannung”. Weil mir klar war, dass beide Themen zu verfolgen, aus vielerlei Gründen nicht zusammen passt, habe ich eine bewusste Entscheidung getroffen und mich für die bio-vegane Landwirtschaft entschieden. Seitdem bin aktivistisch aktiv für bio-vegane Landwirtschaft gewesen, hab mir überlegt, wie die Richtlinien des Vegan Organic Network ins Deutsche umgesetzt werden können, hab Vorträge gehalten, mich in argumentative Auseinandersetzung mit der konventionellen Landwirtschaft, aber auch der ökologischen Tierhaltung begeben und einen Beitrag darüber geleistet, dass bioveganer Anbau Anerkennung und Aufmerksamkeit erhält.
Zuletzt habe ich dann schließlich mit daran gearbeitet, dass wir den Ausbau des bio-veganen Angebots über die Schaffung eines Labels auch bei weiten Wegen von den Produzent:innen zu den Konsument:innen kommunizieren können. Wir haben die veganen Aspekte in den Biozyklischen Anbau integriert, weil da die idealen Grundvoraussetzungen bestanden und somit zum Biozyklisch-Veganen Anbau weiterentwickelt.
Ich bin sehr stolz darauf, einen solchen Beitrag leisten zu dürfen und kann nun auf sicher über 15 Jahre Auseinandersetzung mit dem bio-veganen Anbau in Theorie und Praxis zurückblicken und damit auch den Betrieben ein bisschen mehr Anerkennung verschafft zu haben, die das teilweise schon weitaus länger betreiben. Ich bin aktives Mitglied im Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau e.V., Teil der Richtlinien- und Anerkennungskommission und pflege viele internationale Kontakte zu bio-veganen Praktiker:innen in aller Welt. Bio-veganer Anbau ist in der Welt, hat seine Relevanz bezogen auf die drängenden Probleme in den Bereichen Klima-, Umwelt- und Tier-Gerechtigkeit bzw -Rechten und das lässt sich nicht mehr zurückdrehen. We are here to stay und das ist gut so. 

 

  1. Du hast ja schon ein paar Tage mit uns gearbeitet, wie fühlte sich das an?

Mittlerweile sind es ja schon drei Monate und neben dem Boden habe ich auch das Team in fast allen Aggregatzuständen erlebt (und das Team auch mich), meist aber nie so dass es wirklich unangenehm wurde. Im Gegenteil: was ich sehr schön finde ist, dass ein wertschätzendes Miteinander allen sehr wichtig ist und auch wenn es mal stressig ist oder heiß her geht, wir nachher wieder zusammenfinden. Ich hatte noch nie so viel Spaß beim Grünkohl ernten im Schnee wie diesen Januar mit dem jungen Team.
Was ich immer wieder merke im Gespräch mit Freund:innen und Bekannten ist die Feststellung, dass das Arbeiten hier in Zeiten des Corona-Lockdowns sehr privilegiert ist. Es hat fast keine Einschränkungen in der Arbeit und dadurch, dass ein großer Teil des Teams vor Ort lebt und wir alle wenig Außenkontakte haben, fungieren wir fast wie ein Haushalt. Dennoch wenn es mir zu viel jugendlicher Trubel wird, kann ich mich zurückziehen, ohne dass es mir jemand übel nimmt.
Es gibt eine ganze Liste an Dingen die wir praktisch noch besser machen können, aber am Ende merke ich auch, dass der Arbeitstag nur 8 Stunden haben sollte und man nie alles schafft. Das frustriert mich manchmal. So Dinge wie, dass ich z.B. mit der Organisation der Gärtner:innen-Werkstatt nicht weiter komme, weil immer neue Dinge dazu kommen.
Gleichzeitig bin ich immer wieder voller Hochachtung, wie meine jungen Kolleginnen, es sind ja mehrheitlich Frauen, mit erstaunlicher Professionalität organisieren. Da fällt mir als Beispiel der ganze Lieferkreis ein, von der Berechnung der Kistenmengen über die Lieferrouten-Planung bis zur Packstraßenorganisation. Da bin ich manchmal wirklich froh, nur zu organisieren, wie die Pflanzen gut in den Boden kommen.  


  1. Gibt es etwas, worauf du dich im Jahr 2021 und deiner Arbeit bei PlantAge in der Zukunft ganz besonders freust?

Eigentlich ist jeder Tag spannend und ich bin immer noch dabei den Betrieb im Jahreslauf neu kennenzulernen.


  1. Gibt es noch etwas, dass du gerne über dich oder allgemein zu den Genoss*innen sagen möchtest?

Ich möchte mich bedanken. Nämlich dafür, dass die Genoss:innen den bio-veganen Gemüsebau möglich machen und mir damit einen ziemlich coolen Arbeitsplatz beschert haben. Damit verbindet sich für mich das Private mit dem Politischen auf eine möglichst ideale Art. Das ist für mich, mit meinem Hintergrund ungemein wichtig. Die Frage: “Warum mache ich das hier eigentlich?” möchte ich nicht nur damit beantworten, dass ich hier einfach nur meinem Broterwerb nachgehe.

 
 



Frederik Henn