Auswertung der Jahresumfrage 2022

Auswertung der Jahresumfrage 2022

Vielen Dank an die Genoss:innen von PlantAge für die rege Teilnahme an unserer jährlichen Großen Gemüseufmrage. Euer Feedback hilft uns, eure Bedürfnisse besser zu verstehen und unser Angebot daran anzupassen. Wir konnten wieder viele wichtige Erkenntnisse ziehen, welche wir im folgenden mit euch teilen. Wir haben verschiedene Kategorien identifiziert, haben die Ergebnisse dazu zusammengefasst und möchten zu einigen davon Stellung beziehen. Die Kategorien gliedern sich in: Zufriedenheit, Unternehmensstrategie, Gemüsemengen und Zukauf, Gemüsekulturen, Mitmachtage, Jokerübersicht, Veranstaltungen und Rezepte.

Im Download könnt ihr alle Ergebnisse einsehen.

Zufriedenheit

Wir freuen uns, dass die Beteiligung mit 440 Antworten wieder ähnlich hoch ist wie im Jahr zuvor (472). Die Zufriedenheit hat sich statistisch nicht verändert (4,0 von 5,0). Die Frage, ob PlantAge weiterempfohlen wird, hat sich von 8,38 auf 8,06 reduziert. Statt gut 60% (2021) sind 2022 nur noch gut 50% mit der Gemüsemenge zufrieden. Statt für 8% ist die Menge 2022 für 19% zu wenig. Dafür statt für 14% nur noch für 10% zu viel. Sonstige Antworten zielen meist darauf, dass es mal so zu viel oder mal zu wenig Gemüse gibt. 

Unternehmensstrategie

Die Veränderung lässt sich daran erklären, dass wir 2021 das letzte finanzielle Verlustjahr hatten. Wir hatten zu hohe Kosten, da wir oft zu viel Gemüse in der Kiste hatten und zu viel Gemüse der häufigste Kündigungsgrund war. Da es uns nichts bringt Ernteabnehmer:innen zu verlieren, weil wir zu viel Gemüse anbieten und dadurch auch höhere Kosten haben, versuchen wir seit 2022 Gemüse für die Gemüsekisten in einem stabilen Verhältnis zu produzieren. Ideal ist es, wenn Kündigungsgründe wegen zu viel oder zu wenig sich die Waage halten, bzw. erst gar nicht auftauchen. Die letzten 3 Monate waren die Kündigungsgründe eher wegen Umzug, Reise oder schwieriger Integration in den Alltag.
Diese Strategie ging auf, sodass wir für 2022 unseren ersten Unternehmensgewinn erwarten, nachdem sich der Verlust bis zum letzten Jahr auf ca. 180.000€ angesammelt hat. Wir gehen von einem Gewinn für 2022 aus, der diesen Verlust signifikant schrumpfen lässt. Unser Ziel ist es, jährlich ca. 30.000 € Gewinn zu erwirtschaften. Das ist bei einem Umsatz von ca. 750.000 € pro Jahr ca. 4 %. Diese Gewinnmarge versuchen wir aufrechtzuerhalten, bis wir die vorvergangenen Verluste wieder vollständig erwirtschaftet haben. Dies ist mit jährlichen und quartärlichen Anpassungen in unserer Strategie und im operativen Geschäft verbunden. So treiben steigende Preise für Jungpflanzen, Dünger, Wasser, Diesel und Strom und die gestiegenen Lohnerwartungen unsere Kosten in die Höhe. Wir versuchen durch Investitionen in Maschinen Zeit zu sparen. Zudem haben wir eine sehr hohe Lernkurve und wissen nach vier Jahren Anbau welche Kulturen wir effizient anbauen können und welche nicht. Wir haben momentan nicht vor, die Preise zu erhöhen und auch nicht die Mengen zu reduzieren. Normalerweise müsste dies der Fall sein. 

Gemüsemengen und Zukauf

Die Gemüsemenge soll sich für 2023 nicht signifikant erhöhen, nur in den Wochen, in denen es zu wenig Gemüse gab, sollte es ein oder zwei Kulturen mehr geben. Diese Lücken können wir bei uns im Anbau auch konkret auf bestimmte Ausfälle in Kulturen zurückführen, sodass wir dort für 2023 gegensteuern. Wir versuchen unseren Zukauf Richtung 0% herunterzufahren. Bevor die Kiste auf Grund von Ausfällen zu leer ist und um das Angebot zu erweitern, ziehen wir Zukauf weiterhin in Betracht.

Wir werden öfters angesprochen, nur alle zwei Wochen zu liefern oder eine kleinere Gemüsekiste anzubieten. Wir denken darüber auch mehrmals pro Jahr nach und hinterfragen unser Modell. Für uns ist es operativ deutlich schwieriger, zwei verschiedene Kisten zu planen, zu ernten, zu packen, einzuladen, auszuliefern und abzurechnen. Eine kleinere Kiste hätte zudem den gleichen Kostenanteil an Fixkosten (Auslieferung, Administration, … ), sodass der Preis zwar leicht reduziert wäre, das Gemüse aber deutlich weniger sein müsste. Wir empfehlen daher nach wie vor im Umfeld (Kolleg:innen, Nachbar:innen, Freund:innen & Familie) nach Teilhaber:innen an der Kiste zu suchen, sodass man sich wöchentlich abwechselt oder jede Woche den Inhalt entsprechend von Vorlieben aufteilt. 

Gemüsekulturen

Wir versuchen, die Gemüsemenge von Woche zu Woche zu stabilisieren.
Dies ist bei über 90% eigenem Anbau und schwankenden Wetterverhältnissen nicht immer möglich. Würden wir nur bei Landwirten einkaufen, so könnten wir eine gleichmäßige Kissenfüllung garantieren.

Der Wunsch nach mehr Obst ist groß. Jedoch sind wir vorrangig eine Gemüsekiste und haben in der Vergangenheit mit Obst aufgefüllt, wenn unser eigenes Gemüse nicht gereicht hat. Unser Ziel ist es, vorrangig Gemüse zu liefern. Im Herbst, wenn die Apfelernte gut ist, das schwankt von Jahr zu Jahr sehr, legen wir gerne auch ein paar unserer eigenen Äpfel in die Kiste. Strategisch macht es für uns mehr Sinn, die eigene Apfelernte zu Apfelsaft zu verarbeiten, um in der natürlicherweise gemüsearmen Zeit von Ende März bis Anfang Juni etwas eigenes in die Kiste legen zu können. Für 2023 überlegen wir ab Juni, dann beginnt die Obstsaison mit Kirschen, auch eine saisonale und regionale Obstkiste anzubieten. Diese können sich dann die Genoss:innen kaufen, die auch wirklich Obst zusätzlich zu ihrer Gemüsekiste wünschen.

Wir freuen uns sehr über das Feedback zu den Gemüsekulturen. Denn nichts ist schlimmer als wenn wir mit Aufwand Gemüse anbauen, was eher nicht gewünscht ist. Andererseits gibt es immer Klassiker, von denen sich mehr gewünscht wird wie Tomaten, Auberginen, Blumenkohl und Süßkartoffeln. Diese Kulturen sind sehr aufwändig und risikobehaftet. Die Tomatenernte zu steigern steht definitiv auf unserer Agenda. 

Von weiteren Experimenten mit Auberginen, Blumenkohl, Eisbergsalat, Chicorée und Süßkartoffeln wollen wir erstmal Abstand nehmen, da haben wir leider zu schlechte Erfahrungen gemacht. Ausgeschlossen für die Zukunft ist es aber nicht. Das Feedback zu mehr Koriander, Minze und Rosmarin nehmen wir gerne auf. Wir wollen auch wieder etwas mehr Buschbohnen anbauen. Diese sind ebenso wie Tomaten jedoch sehr aufwändig in der Ernte. Oft kommen Bohnen von weiter her, wo der Arbeitslohn deutlich geringer ist. Für alle drei ist es nicht leicht, Jungpflanzen zu bekommen, besonders Rosmarin ist sehr teuer. Wir wollen jedoch versuchen, mehr davon anzubauen. Bei Chilis könnten wir uns vorstellen, diese anzubauen und dann separat anzubieten, da einige Leute mit Chilis nichts anfangen können, und wir auch ein Verletzungsrisiko sehen, wenn nur ein paar Leute unwissend diese mit Paprika verwechseln. Dies ist sehr unwahrscheinlich, bei 800 Gemüsekisten wiederum auch nicht. Wirsing können wir uns vorstellen selber zu probieren anzubauen. Insgesamt haben wir das Problem, sehr viele Kohlsorten anzubauen (Grünkohl, Radieschen, Kohlrabi, Rotkohl, Steckrübe, Rosenkohl, Schwarzrettich, … ) dass wir mit der Fruchtfolge Probleme bekommen können wenn wir zu viel davon anbauen. Auf eine leichte Reduktion beim Schwarzrettich-Anbau werden wir achten. Knoblauch haben wir bereits zwei Mal probiert. Beide Male war der Aufwand, besonders bei der Unkrautbekämpfung, extrem hoch. Mehr Rote Zwiebeln bauen wir gerne an. Schalotten sind ähnlich wie Knoblauch schwierig in der Unkrautbekämpfung, da diese sehr klein und den Geräten über wenig robust sind.


Mitmachtage


Für 2023 setzen wir nicht mehr auf die zweiwöchig stattfindenden Mitmachtage. Diese waren 2022 teilweise sehr schlecht besucht oder fielen zufällig auf extrem heiße und somit unproduktive Tage. Manchmal waren auch nicht genug Gärtner:innen zum Anleiten vor Ort, sodass wir kurzfristig absagen mussten. Stattdessen kommunizieren wir frühzeitig themenspezifische Acker-Aktionen. Zum Beispiel Kräuterpflege im Frühjahr, Hackacktionen im späten Frühling und frühen Sommer, Zwiebelernte Mitte August, Kürbisernte im September und die Winter-Ernte-Wochen ab Oktober. Wir werden einen digitalen Jahreskalender erstellen, der euch einen Überblick über das ganze Jahr gibt. Zusätzlich werden wir euch am Anfang eines jeden Monats eine aktuelle Übersicht über die Veranstaltungen geben. Selbstverständlich informieren wir euch auch über unsere Website, den Gemüsebrief und die Signal-Gruppen.

Jokerübersicht

Viele wünschen sich eine Übersicht, wo die Joker eingesehen werden können. Das möchten wir gerne möglich machen und arbeiten für euch an einer Excel-Lösung. Am liebsten wäre uns natürlich eine schönere Darstellung, z. B. mithilfe einer Software und einem Mitgliederlogin. Eine Software kostet jedoch viel Zeit, Wissen und Geld. Die aktuelle Übersicht erfüllt ihren Zweck mit wenig Aufwand gut. Wem die Excel-Darstellung zu kompliziert ist, kann uns natürlich immer eine Mail schreiben oder anrufen und den Jokerstand erfragen.

Veranstaltungen

Während Corona haben unsere Veranstaltungen größtenteils pausiert. Infoveranstaltungen haben für uns großen Aufwand und sind im Gegensatz zu anderen Marketingaktionen weniger effektiv. Für 2023 planen wir, die Kinoreihe wieder aufleben zu lassen. Mit dem PlantAge Verein habt ihr die Möglichkeit im Stadtgarten in Neukölln selbst biozyklisch-vegan zu gärtnern. Wir sind auch im nächsten Jahr auf einigen Märkten vertreten, wo wir uns auf Unterstützung am Marktstand freuen. Als Genoss:innen könnt ihr selbst aktiv werden: Wenn ihr selbst einen Workshop zu einem Thema veranstalten möchtet (z. B. Fermentation/ …), schreibt uns und wir können über den Gemüsebrief interessierte Genoss:innen einladen. Die aktuellen Veranstaltungen teilen wir euch dann auch immer auf der Website bzw. im monatlichen Kalender mit. Wir planen auch wieder Kochabende gemeinsam mit Genoss:innen zu veranstalten.

Rezepte

Im digitalen Jahreskalender wird es monatlich eine Übersicht mit Rezepten und der zu erwartenden Ernte geben. In Planung ist auch eine sortierte Sammlung unserer Rezepte, die wir wöchentlich in den Gemüsebriefen veröffentlichen, sodass ihr zum gewünschten Gemüse schnell ein passendes Rezept findet. Das Projekt wird voraussichtlich im Sommer 2023 fertiggestellt.

Frederik Henn