Biozyklisch-vegan

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Biozyklisch-veganer Anbau bedeutet, dass wir die Richtlinien des biologischen Landbaus umsetzen und noch einen Schritt weiter gehen: Aus ethischen und auch ökologischen Gründen verzichten wir bewusst auf die Verwendung von tierischen Düngern wie Mist, Hornmehl, Gülle und andere Schlachtabfälle.

Menschen, die sich vegan ernähren, kennen sicher die Frage „Wo bekommst du deine Nährstoffe her?“. Wir wissen: Proteine und was wir sonst so zum Leben brauchen, gibt es nicht nur in tierischen Produkten, sondern auch pflanzlich. Bei der Ernährung der Pflanzen ist das nicht anders. Wir sparen uns also den Umweg durch das Tier und bringen die Energie direkt von der Pflanze zum Gemüse. Dafür verwenden wir Kompost, Mulch oder andere pflanzliche Dünger wie Malzkeimpellets oder Kleegras. Auch Gründüngung und Fruchtfolgen sind wichtige und natürliche Wege, den Pflanzen alles zu geben, was sie zum Wachstum brauchen.

Mulch und Gründüngung sind natürliche Methoden, um die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern. Beim Mulchen wird der Boden um die angebauten Pflanzen herum durch grobes Pflanzenmaterial bedeckt, zum Beispiel durch Stroh. Es schützt vor Verdunstung und gibt beim Zerfall der Pflanzenteile Nährstoffe frei. Das ist besonders sinnvoll in sehr trockenen Sommern oder beim Anbau von Kulturen, die einen hohen Nährstoffbedarf haben, wie Kürbis oder Tomate.

Gründüngung bezeichnet den Anbau von Pflanzen, die nicht zwangsweise zum Verzehr genutzt werden, sondern die Aufgabe haben, dem Boden Nährstoffe zu geben. Gerne werden dabei sogenannte Leguminosen (z.B. Wicke) verwendet, die Stickstoff aus der Luft im Boden binden können. Dies tun sie durch eine Symbiose mit Pilzen, die kleine Knöllchen an ihren Wurzeln bilden. Beim Mähen der Pflanze wird der Stickstoff im Boden für andere Pflanzen verfügbar.

Wir halten also keine „Nutztiere“, dennoch möchten wir einen Lebensraum für Tiere schaffen. Sehr willkommen sind natürlich Regenwürmer, Bienen und Co., denn die Tiere und die ganz ganz kleinen Lebewesen im Boden sind unheimlich wichtig für den Aufbau und den Erhalt des Bodens und des gesamten Ökosystems auf unserem Acker.

Unser Ziel ist es die landwirtschaftliche Fläche zu nutzen um Menschen zu ernähren, nicht Tiere. So wollen wir dem Bevölkerungsdruck der nächsten Jahrzehnte gerecht werden. Durch den Verzicht auf tierische Landwirtschaft wird der pro Kopf Flächenverbrauch um 50% reduziert¹, wodurch Raum für Wiederaufforstung und natürliche Lebensräume entsteht.

Seit Juni 2021 sind wir offiziell biozyklisch-vegan zertifiziert. Da unser Betrieb jährlich gewachsen ist, befindet sich ein Teil der Flächen noch in der Umstellung. Im ersten Jahr wird das Gemüse als “konventionell” vermarktet, im zweiten Jahr als “Umstellungsware” und erst im dritten Jahr als “Bio”, auch wenn bereits im ersten Jahr ausschließlich Biozyklisch-Vegane Methoden angewendet werden. In unserem wöchentlichen Gemüsebrief, den die Mitglieder mit ihrer Ernte erhalten, informieren wir transparent von welchen Flächen das Gemüse kommt und in welchem Stadium des Zertifizierungsprozesses sich die Ernte befindet.

Mehr Infos zu biozyklisch-vegan behält auch der Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau für euch bereit. Weiter unten findet ihr eine Auswahl an Artikeln zu diesem Thema.

1) Umweltschutz mit Messer und Gabel - Der ökologische Rucksack der Ernährung in Deutschland, von Toni Meier

 
 

Der Experte

Copyright: Marta Nowicki

Copyright: Marta Nowicki

Unser Freund Daniel vom Biohof Hausmann baut bereits seit 2014 biozyklisch-vegan an. Bewusst hält er keine Nutztiere, auch tierischen Dünger jeglicher Form wir nicht zugekauft. Den Stickstoff bringt Daniel durch Leguminosen in die Fruchtfolge: Das sind Pflanzen, die es mit Hilfe von im Boden natürlich vorkommenden Bakterien schaffen, den Luftstickstoff zu mineralisieren und für sich selbst, aber auch für andere Pflanzen zugänglich zu machen. Dabei hilft vor allem das Kleegras, ein Gemisch aus verschiedenen Leguminosen und Gräsern. Durch den erhöhten Biomasseaufbau und die starke Durchwurzelung entsteht eine durch Pflanzen fruchtbare Bodengare. Dadurch benötigen die Kulturen keinen chemisch-synthetisch hergestellten Stickstoff.

Um andere Nährstoffe auf die Flächen zu bringen, experimentiert Daniel gerade mit verschiedenen Arten von Kompost.

Wir setzen auf natürliche Regulationsmechanismen, wie Gegenspieler zu bestimmten Schadorganismen. Deswegen ist uns Biodiversität sehr wichtig. Diese unterstützen wir durch verschiedene Maßnahmen, wie eine vielfältige Fruchtfolge, Kulturartenvielfalt, Blühstreifen, Bracheflächen und möglichst viele Gehölzstrukturen, wie Bäume und Hecken.

 

 

Videos und Artikel

zum weiterlesen und informieren

Biozyklisch-veganer Anbau erklärt in 2 Minuten. Bachelor-Abschlussprojekt von Claudia Machnik.

VIDEOS

  1. Ein unglaublich gut gemachter Videoblog über biovegan

  2. Ein auf dem Biocyclic Park in Kalamata gedrehtes Interview mit Johannes Eisenbach zum Thema „Was ist Humuserde?“

  3. Ein ARIWA-Interview mit Daniel Hausmann, bioveganer Landwirt bei Leipzig

  4. Interview mit Prof. Dr. Knut Schmidtke von der HTW
    Dresden (Prof. für ökologische Landwirtschaft)

  5. »Ist Gemüse vegan?« ist der Titel des 3-minütigen 2D-Animationsfilms von Claudia Machnik.

ARTIKEL

  1. Artikel über biozyklisch-vegane Landwirtschaft und Humuserde aus dem britischen Guardian, 2019

  2. Ein Interview der V-Partei³ mit Daniel Hausmann

  3. LebensmittelZeitung (2016, zur BioFach 2017): „Die vegane Dimension“, 2016

  4. Growing Green International (07/17): „Biocyclic Vegan Agriculture“, 2017

  5. Ökologie und Landbau (04/17): „Kreise anders schließen“, 2017

  6. Ökologie und Landbau (04/17): „Wir wollen Veganern Wahlfreiheit bieten“, 2017

  7. Natur (11/17): „Landwirtschaft ohne Tiere?“, 2017

  8. Tierbefreiung (96): „Der erste Biozyklisch-Vegane Anbauverein im Gespräch“ und „Mögliche Organisationsstrukturen für die bio-vegane Landbaubewegung“, 2017

  9. Fruchthandel (11/17): „Vegan? Ja, aber bitte richtig“, 2018

  10. Artikel in der Taz über Höfe mit bioveganem Siegel, 2018

  11. Umweltbundesamt, Nischen des Ernährungssystems: Bewertung des Nachhaltigkeits- und Transformationspotenzials innovativer Nischen des Ernährungssystems in Deutschland, 2020

  12. Bachelorarbeit: Herausforderungen und Potentiale der bio-veganen Landbewirtschaftung aus Sicht der Praktiker*innen, 2020

UMFRAGEERGEBNISSE

  1. Umfrage im Juni / Juli 2019 zum Thema Pflanzenschutz